Donnerstag, 5. März 2020
Eröffnung
Die neu gegründete Städtegruppe von TERRE DES
FEMMES freute sich, kurz nach der Übersiedelung des Filmfestes FrauenWelten
nach Berlin doch in Tübingen ein Nachfolgeprojekt auf die Beine stellen
zu können, diesmal zum 8. März, dem Internationalen Frauentag,
im Kino Museum.
Die FrauenFilmTage fanden statt in Kooperation mit dem Kino Museum,
der Stabsstelle für Gleichstellung und Integration der Universitätsstadt
Tübingen, dem d.a.i., dem FrauenNetzwerk 8. März, DIFÄM,
EZEF und den Filmtagen Tübingen.
Im Kinosaal führten Irene Jung und Nadira Khalikova von TERRE DES FEMMES in das Programm der drei Tage und den ersten Film ein.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Tübingen Luzia Köberlein brachte ein Grußwort der Stadt und wies auf die Aktivitäten der Frauenorganisationen zum 8. März hin sowie auf den Schwerpunkt, den die Gleichstellungsstelle dieses Jahr setzte, der gerade zum Eröffnungsfilm besonders gut passte: Frauenrechte und Nachhaltigkeit.
Der erste Film der FrauenFilmTage, der Dokumentarfilm „Sembradoras
de Vida“ führte das Publikum nach Peru.
Er erzählt über indigene Frauen, die Kartoffeln, Quinoa, Amaranth,
Mais und anderes Gemüse und Getreide immer noch traditionell und
organisch anbauen. In ihrer andinischen Kosmovision sind die Frauen und
das Land eng verbunden, denn der weibliche Körper und der Erdboden
sind fähig, Leben zu geben und zu nähren. Im Kontext von Klimawandel,
Agrarindustrialisierung mit chemischem Dünger und Pestiziden werden
sie zu Beschützerinnen der Natur. Dafür reisen sie sogar an
den Nordpol, um ihre Samen im „Global Seed Vault ", zu deponieren,
der größten Sammlung aller Samen von Fruchtpflanzen der Erde
mit 4,5 Millionen Arten...
Weltpremiere Berlinale 2019.
Nach dem Film Sembradoras de Vida lief um 20:30 Uhr der italienische
Spielfilm Nevia.
Nevia ist eine 17-jährige junge Frau, die mit ihrer
Großmutter Naná, Tante Lucia und ihrer jüngeren Schwester
Enza in einem Vorort von Neapel wohnt. Trotz ihres jugendlichen Alters
ist sie mit vielen „Erwachsenen“ Themen konfrontiert: Geld
verdienen, die kleine Schwester großziehen, gegen Gewalt, die oft
auftritt, agieren können, sich selbst und die kleine Schwester schützen.
Jedoch meint das Leben es auch gut mit ihr. Während Großmutter
Naná sich immer mehr in kriminelle Kreise involviert, versucht
die junge Nevia abseits davon Arbeit zu finden. Das bringt sie zu einem
Zirkus, der gerade in der Stadt gastiert. Dies wird für immer ihr
Leben verändern und ihren Kampfgeist auf die Probe stellen.
Filmpreis
Venedig 2019.
Freitag, 6. März 2020
Am Freitag um 18:00 Uhr wurde
unser Kooperationsfilm mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut "Knock
Down the House" gezeigt.
Der Eintritt war frei.
Vier junge Frauen – Alexandria Ocasio-Cortez, Amy Vilela, Cori Bush
und Paula Jean Swearengin – lehnen sich in den US-Zwischenwahlen
2018 vehement gegen den Status Quo auf. Sie mobilisieren WählerInnen
und starten eine Bewegung, die Finanzkrise, ein defektes Gesundheitssystem,
wachsende Gewalt gegen Schwarze und Minderheiten, oder die Klimaerwärmung
in den Blick nimmt. Alexandria Ocasio-Cortez, Tochter puertorikanischer
ImmigrantInnen, u.a. cum laude Absolventin in Wirtschaftswissenschaften
und Kellnerin, fordert eingefleischte Machtpolitiker heraus – und
gewinnt. Sie wird als jüngstes Mitglied in das Repräsentantenhaus
einziehen und – „she will rock the Congress“!Festival
Favorite Award Sundance Film Festival 2019.
In Kooperation des Deutsch-Amerikanischen Instituts mit TERRE DES FEMMES
Um 20:30 Uhr lief in Deutscher Premiere dann unser Highlight – der Spielfilm „Made in Bangladesh“. In diesem Film, der das Thema „Mode und Frauenrechte“ ins Zentrum rückt, zeigt Regisseurin Rubayat Hoissain die aktuelle Geschichte von Frauen, die unsere Kleidung in Billiglohnländern unter prek ären Zuständen herstellen.
Die 23 Jahre alte Shimu arbeitet in einer Textilfabrik in Dhaka,
Bangladesh. Um gegen die schlimmen Arbeitsbedingungen zu protestieren,
gründet sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen eine Gewerkschaft – auch
gegen die Drohungen der Geschäftsführung und selbst ihres
Ehemannes.Nach dem Feuer im Rana Plaza 2013 und dem Tod von über
tausend TextilarbeiterInnen entschließt sich Rubaiyat Hossain,
einen Film über den Kampf dieser mutigen jungen Arbeiterinnen
zu machen. Eine junge Gewerkschaftsführerin berichtet ihr vom
Leben unter schlechten Arbeitsbedingungen, patriarchalen Familienstrukturen
und Islamisierung. Die Geschichte der Shimu spiegelt diese Erzählungen
wider.
Uraufführung Toronto, 7 Internationale Filmpreise.
In Kooperation mit dem EZEF
Nach der Vorführung vor fast vollem Haus gab es ein spannendes Publikumsgespräch mit dem Koproduzenten Bernd Wolpert vom Evangelischen Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit und Kinga von Gyökössy-Rudersdorf von der Kampagne für Saubere Kleidung
Kinga faszinierte durch ihre Erzählungen aus erster Hand über die Zustände in asiatischen Textilfabriken und die Zusammenhänge mit unserem Kleiderkonsum. Sie erklärte auch, wie wir diese Frauen von hier aus unterstützen können.
Aus Anlass der Premiere war zu einem Empfang für die Unterstützer der FrauenFilmTage geladen...
für Kooperationspartner, Ehrenamtliche, Förderer, Sponsoren und Spender
... wie beispielsweise die Frauen von Zonta International
Nadira Khalikova und Irene Jung empfangen die Gäste.
Samstag, 7. März 2020
Am Samstag um 18:00 Uhr stand auf unserem Programm der beeindruckende Dokumentarfilm „Friedenskämpfer“. Der Eintritt war frei. Im Film begleitet SWR-Redakteurin Susanne Babila im Ostkongo DIFÄM-Direktorin Dr. Gisela Schneider und Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege bei ihrer emphatischen Arbeit mit Frauen und Mädchen, die Opfer brutaler sexueller Gewalt wurden. Diese finden in Dr. Mukweges Krankenhaus, das rund um die Uhr von UN-Truppen gesichert werden muss, spezielle ärztliche Versorgung, psychologische Betreuung, Fortbildung für ein Handwerk, Anteilnahme und Hoffnung.
In Kooperation mit dem DIFÄM
Link zum Trailer:
https://www.facebook.com/watch/?v=128392745201585
Link
zum gesamten Film:
https://www.youtube.com/watch?v=BQMb2gD1hro
Nach dem Film „Friedenskämpfer" über diese bewundernswerte Arbeit mit Frauen im Kongo, die gravierende sexuelle Gewalt erfahren haben, gab es ein Podiumsgespräch im voll besetzten Kinosaal mit (v.l.n.r.) Dr. Gisela Schneider, Regisseurin Susanne Babila, Moderatorin Stefanie Schneider und Bundesjustizministerin a.D. Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin: "Vergewaltigung als Kriegswaffe - zu den Menschenrechten von Frauen im Kongo: Was tun? – Was haben unsere Handys und die digitalisierte Welt damit zu tun und wie können wir solidarisch f ür die kongolesischen Frauen intervenieren?"
Es entwickelte sich ein belebtes
und sehr intensives Gespräch zwischen den äußerst kompetenten
Podiumsteilnehmerinnen und dem Publikum.
Es wurde in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission
DIFÄM durchgeführt.
Bundesjustizministerin a.D. Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin
Zum Abschluss der FrauenFilmTage wurde dann um 20:30 Uhr der berührende
marokkanische Spielfilm „Adam“ auf die Leinwand des sehr gut
besuchten Kinosaals projiziert. Dieser war Publikumsliebling der letzten
FrauenWelten in Tübingen 2019 gewesen, konnte jedoch nur einmal gezeigt
werden und war deshalb auch jetzt wieder sehr gefragt.
Samia zieht durch Casablancas Altstadt und fragt nach Arbeit.
Sie ist hochschwanger – außerhalb einer Ehe ist sie so eine
sozialen Außenseiterin – und obdachlos. Ihre Suche bringt
sie vor Ablas Tür. Ablas 8-jährige Tochter Warda, ein gutgelaunter
Wildfang, hat gleich eine besondere Zuneigung zu Samia gefasst. Sie drängt
ihre Mutter, Samia aufzunehmen. Abla gibt schließlich nach. Die
alleinerziehende Mutter ist seit dem Tod ihres Mannes verbittert und gefangen
in ihrer Versteinerung. Doch Samias Eintritt in die kleine Familie beginnt
die Dinge zu verändern und Ablas Gefühlspanzer zu durchbrechen.
Ein neues Leben scheint möglich. Doch dann muss sich Samia entscheiden...
Bildgewaltig und zart.
Mehrfach nominiert in Cannes. Oscarbeitrag Marokkos
2020.
Medienecho FrauenFilmTage 2020
Hier auszugsweise das Medienecho zu den FrauenFilmTagen in Tübingen:
https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Heilung-durch-Gerechtigkeit-450024.html
https://www.wueste-welle.de/redaktion/view/id/25/tab/weblog/article/73812/Terre_de_Femme.html
https://www.wueste-welle.de/redaktion/view/id/25/tab/weblog/article/74355/Podium_Kongo.html#topBlog